Schwerstkranken ist es oft nicht mehr möglich, ihre Wünsche für die Situation am Lebensende zu äußern. Palliativberater werben nun verstärkt dafür, sich diesem Thema rechtzeitig zu stellen. Im Palliativnetz für den linken Niederrhein sind neben dem Caritasverband für die Region Kempen-Viersen gut 20 Organisationen und noch einmal mehr Berufsgruppen vertreten. Pflegekräfte und Ärzte, Apotheker und Seelsorger, ehrenamtliche und hauptamtliche Begleiter engagieren sich hier gemeinsam dafür, die gute Versorgung am Lebensende für alle wahr werden zu lassen. Um ihre Leistung kontinuierlich zu verbessern und auszubauen, treffen sich die Partner regelmäßig zu Erfahrungsaustausch und Fortbildung. Den diesjährigen Auftakt machte ein Praxisvortrag von Susanne Kiepke-Ziemes, Lehrende und Beraterin bei der Caritas, zum Thema der menschenwürdigen Begleitung am Lebensende. Die Veranstaltung fand mit über 40 Teilnehmern im Haus Bodelschwingh in Viersen-Dülken statt.
Es gehört immer noch zu den gesellschaftlichen Tabus, sich mit dem Sterben zu beschäftigen und über damit verbundene Wünsche zu sprechen. Entsprechend selten wissen die Pflegekräfte, Ärzte und weiteren Begleiter, was Schwerstkranken am Ende ihres Lebens wichtig ist. Seit einiger Zeit gibt es deshalb Gesprächsangebote für Bewohner in Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie in Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Beim Caritasverband für die Region Kempen-Viersen geht Doris Zingsheim als Beraterin der "gesundheitlichen Versorgungsplanung" auf die Senioren zu. Das wird vom Gesetzgeber unterstützt, der im Jahr 2015 Regelungen mit dem Ziel eingeführt hat, die fachlich hochwertige und menschenwürdige Begleitung am Lebensende überall auszubauen und zugänglich zu machen.
Praxiserfahrung mit dieser Art von Angebot gibt es in Deutschland bisher nur wenig. Das machte den Bericht von Susanne Kiepke-Ziemes umso spannender, da sie bei der Caritas das Projekt "Würdige Sterbebegleitung" koordiniert und hier schon seit langem mit der systemischen Beratung Schwerstkranker arbeitet. Der ganzheitliche Ansatz hat eine besondere Bedeutung für sie: "Bei der Sterbebegleitung helfen wir am besten, wenn die Zusammenarbeit nicht nur von Pflegekräften und Ärzten, sondern auch von Sozialpädagogen, Seelsorgern und weiteren Beteiligten aufeinander abgestimmt ist. Denn bei den Schwerstkranken geht es nicht nur um körperliche Belange. Ebenso wichtig sind auch die sozialen, psychischen und spirituellen Bedürfnisse."
So sieht es auch der Mediziner Dr. Swen-Holger Quasdorff, einer der Koordinatoren des Palliativnetzes für den linken Niederrhein: "Bei der Dokumentation der Wünsche für das Lebensende geht es um mehr als nur um notärztliche Maßnahmen. Aus meiner Sicht sollte die Patientenverfügung eine Liebeserklärung an das Leben sein." Um die Menschen möglichst frühzeitig mit diesem Thema zu erreichen, ist eine intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten, die Kommunikation über das Erfahrene und auch gemeinsames Lernen aus der Praxis erforderlich. Das hat sich das Palliativnetz dieses Jahr mit der Planung von insgesamt sechs Veranstaltungen zum Programm gemacht.