„Was kostet das Leben?“ – Caritas-Schuldnerberaterin Britta Lingens im Gespräch mit Neuntklässlern der Primus-Schule.Caritas / Balsen
Ein junges Paar zieht in die erste gemeinsame Wohnung - und lebt auf Pump. Die beiden finanzieren Möbel, Kleidung, Urlaub. Bald wachsen ihnen die Schulden über den Kopf. Es folgen bedrohliche Mahnschreiben, viele Sorgen und schlaflose Nächte. Irgendwann dämmert den jungen Leuten: "Wir haben ja uns und können auch ohne den ganzen Konsum glücklich sein."
"Ich kauf mich happy", lautet der Titel eines Films, in dem die beiden die Hauptdarsteller sind. Anhand des Beispiels kam Britta Lingens jetzt während der Aktionswoche Schuldnerberatung mit den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 9 in der Primus-Schule ins Gespräch. Ob "Buy now, Pay later"-Angebote, vermeintlich günstige Kreditangebote oder Überziehungskredite, die das eigene Budget bei Weitem überschreiten - das Ergebnis sei das gleiche, so die Schuldner- und Insolvenzberaterin der Caritas: "Am Ende bleibt euch weniger Geld zum Leben." Vor diesem Hintergrund trug Lingens mit den Jugendlichen zusammen, was wichtiger als Konsum ist: Familie, Unternehmungen, Bildung, Gesundheit.
Auch Handyverträge könnten Kostentreiber sein, erläuterte die Caritas-Mitarbeiterin. Als Alternative nannte sie Prepaid-Karten - hier gebe es weder Laufzeiten noch Kündigungsfristen. Generell empfahl sie, keine Ratenzahlungs-Geschäfte zu tätigen, Zahlungsfristen einzuhalten und nichts Neues zu bestellen, solange alte Schulden noch nicht abbezahlt seien. "Schulden sind keine Challenge", sagte Britta Lingens. Und: "Sie lösen sich nicht irgendwann automatisch in Luft auf. Wer mit 20 Jahren Schulden gemacht hat, kann auch mit 50 noch Besuch vom Gerichtsvollzieher bekommen", warnte die Schuldner- und Insolvenzberaterin.
Das Thema kam bei den Jugendlichen an. "Ich finde es gut, dass wir heute erfahren haben, in welche Fallen wir tappen können", meinte Aliah (15), und Dana (17) sagte: "Dass Dinge gepfändet werden und man vielleicht sogar auf der Straße landen kann, wusste ich schon. Neu war für mich, dass sich Betroffene beispielsweise bei der Schuldnerberatung Hilfe holen können." Die Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbandes ist für die Stadt Viersen und die Gemeinden Schwalmtal, Brüggen und Niederkrüchten zuständig. Die Schuldnerberatung wird maßgeblich finanziert durch Mittel des Kreises Viersen, die private Insolvenzberatung durch Landesmittel. Informationen und Kontaktdaten gibt es unter www.caritas-viersen.de.
Jannes (14) fand die Informationen zu Handyverträgen und Versicherungen besonders interessant. "Das Thema ist spannend und wichtig", sagte er. Da kann Britta Lingens nur zustimmen: "Finanzkompetenz ist unerlässlich, um im Leben klarzukommen. Umgekehrt ist mangelnde finanzielle Bildung inzwischen der Hauptauslöser für Verschuldung", erklärt die Fachfrau. In der Schule werde nur selten gelehrt, wie man richtig mit seinen Finanzen umgeht. Und längst nicht in allen Familien werde das Wissen über den Umgang mit Geld vermittelt. Viele Eltern seien mit den neuen Online-Angeboten selbst überfordert. Deshalb fordert Britta Lingens, dass dieses Thema verpflichtender Teil des Schulunterrichts werden soll, damit junge Menschen nicht in die Schuldenfalle geraten oder mit finanziellen Sorgen in ihr (Arbeits-)Leben starten.