Psychosozialer Notfallplan: "Der ganze Mensch"
Was will ein Mensch an seinem Lebensende? Eine Antwort darauf kann der "psychosoziale Notfallplan" geben.
Der psychosoziale Notfallplan "Der ganze Mensch" wurde als zweite Säule des "Notfallplans in einfacher Sprache" aus der Region Aachen in einer multiprofessionellen Arbeitsgruppe entwickelt. Zu dieser Arbeitsgruppe gehörten auch Mitarbeiterinnen des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen. Während der Notfallplan in einfacher Sprache zum Ziel hat festzulegen, was im Notfall bei schwerer Krankheit getan oder nicht mehr getan wird, steht beim psychosozialen Notfallplan "der ganze Mensch" im Mittelpunkt – der Mensch in seiner Ganzheit, seiner seelischen, körperlichen, spirituellen und sozialen Individualität.
Was will der Mensch in der letzten Lebensphase?
Alle Bereiche des Gesundheitswesens, in denen das Lebensende begleitet wird, wurden durch das Hospiz-und Palliativgesetz (HPG 2015) gestärkt, dem auch der § 132g SGB V entspringt. In der Präambel der Vereinbarung zur gesundheitlichen Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase heißt es: "Zunehmendes Lebensalter oder chronisch fortschreitende Erkrankungen machen eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen der physischen, psychischen, sozialen und religiösen bzw. spirituellen Unterstützung sowie mit Fragen zu pflegerischen Maßnahmen und medizinischen Behandlungen in Vorbereitung auf die letzte Lebensphase erforderlich." Folglich orientiert sich die gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase am biografischen Hintergrund des Beratenden, dessen Wille zu respektieren und daher handlungsleitend ist.
Systemischer Ansatz
In der Praxis heißt das für Einrichtungen der stationären Altenhilfe oder der Eingliederungshilfe, Konzepte zu entwickeln, die auf dem Leitgedanken der Palliative Care fußen, das bedeutet eine "würdige Sterbebegleitung in der letzten Lebensphase. Betrachtet man die Definition von Palliative Care (WHO 2002) impliziert diese einen systemischen Ansatz: Palliative Care ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, welche mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen. Dies geschieht durch Vorbeugen und Lindern von Leiden durch frühzeitige Erkennung, sorgfältige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen Problemen, auf körperlicher, psychosozialer und spiritueller Ebene. Hierbei wird das klassische Geschehen zwischen Arzt und Patient auf das soziale Umfeld des Patienten erweitert. Im Mittelpunkt steht der Patient und seine Familie in einer Multiperspektivität und vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten; denn heute lindern durchaus eine Vielzahl von Hilfesystemen auf körperlicher, spiritueller, psychosozialer und spiritueller Ebene (Gramm, Kiepke-Ziemes, 169, 2019) das Leiden und andere angrenzende Probleme."
Wichtige Fragen rund um das Lebensende
Das Instrument des psychosozialen Notfallplans greift diesen umfassenden Blick auf den Menschen auf. Der Notfallplan "Der ganze Mensch" ist ein praxistaugliches Instrument, um zu wichtigen Fragen rund um das Lebensende zu beraten, beispielsweise unterstützt durch Beraterinnen und Berater der Gesundheitlichen Versorgungsplanung am Lebensende (GVP; §132 SGB V.) Zielgruppe des Dokumentes sind vor allem Menschen in der Altenhilfe und der Eingliederungshilfe.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe freuen sich, wenn diese Vorlage zusammen mit dem Notfallplan in einfacher Sprache genutzt wird. Ziel ist es, die Willensäußerung von Menschen multiprofessionell umzusetzen. Dieses Dokument kann dazu dienen, dass alle an der Versorgung Beteiligten auf einen Blick den geäußerten Willen erkennen, verstehen, anerkennen und umsetzen.
Der psychosoziale Notfallplan ist ein offenes Instrument, das weitergegeben und frei genutzt werden kann. Gerne wird es in der Praxis weiterentwickelt.