Emily Schleicher (l.) und Jeannette Gniot (r.) von youngcaritas freuten sich, mit Marianne Jakoby-Gephart (M.) die älteste Besucherin der Kleidertauschparty begrüßen zu können.Caritas
Der große Gruppenraum in der Schiefbahner Begegnungsstätte des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen ist nicht wiederzuerkennen. Wo sonst Tische und Stühle das Bild bestimmen, sind im vorderen Raum jede Menge Kleiderständer eingezogen. An ihnen sind fein säuberlich Schilder befestigt, die auf "Blusen", "Kleider" oder "Jacken und Mäntel" hinweisen. Jede Menge Kleiderbügel tragen die ordentlich aufgehängten Textilien. Auf den am Rand aufgebauten Tischen stapeln sich T-Shirts, Pullover, Hosen und Accessoires. Im hinteren Bereich ist eine Chill-Area entstanden. Gemütlich aussehende aufblasbare Sessel, die um kleine Tische gruppiert sind, laden zum Verweilen ein. Das gedämpfte Licht erhält durch Farbwechsler effektvolle Reflexe, während DJ Marvin entspannte Musik auflegt und alkoholfreie Cocktails wie "Super Star" und "Safer Sex on the Beach" kredenzt werden.
In der Begegnungsstätte ist die erste Kleidertauschparty der youngcaritas im Kreis Viersen unter dem Titel "Swap & Chill" an den Start gegangen. "Wir haben eine solche Party bereits im Caritasbasar in Anrath organisiert. Es war ein voller Erfolg und das Feedback durchweg positiv. Das hat uns bewogen, jetzt erneut an den Start zu gehen, und das mit einer Premiere in Schiefbahn", sagt Emily Schleicher von youngcaritas. Das Prinzip ist einfach: Wer mitmachen möchte, bringt bis zu zehn gut erhaltene, ordentliche und saubere Kleidungsstücke mit und kann im Gegenzug dazu in den anderen Sachen stöbern und ebenfalls bis zu zehn Teile mitnehmen. Ausgeschlossen sind echte Pelze, Kinderkleidung und Schuhe.
"Es ist fantastisch, dass wir mit der Kleidertauschparty über Generationen hin bewegen. Die jüngsten Teilnehmer sind im Teeniealter, und unsere älteste Teilnehmerin zählt 102 Jahre", sagt Jeannette Gniot, Koordinatorin der youngcaritas im Kreis Viersen und Quartiersmanagerin in Schiefbahn, mit einem Blick auf Marianne Jakoby-Gephart. Die 102-Jährige schlendert interessiert an den Kleidungstücken vorbei und ist auch schon fündig geworden. Eine rosa Bluse, ein Kleid und eine fliederfarbene Jacke hängen über ihrem Arm. Mitgebracht hat sie eine elegante Jacke und zwei ganz neue Blusen. "Die Blusen waren ein Fehlkauf. Aber anderen gefallen sie, denn sie sind schon weg. Ich finde das Angebot großartig", sagt Marianne Jakoby-Gephart, der ihr Alter nicht anzusehen ist.
Dem können sich Annette Spychala und Regina van Oepen nur anschließen. "Ich ziehe um und habe die Gelegenheit genutzt, einmal durch den Kleiderschrank zu gehen. Ich finde die Börse sehr gut. Der Gedanke der Nachhaltigkeit wird hier gelebt", sagt Annette Spychala. Sie habe spontan Sachen aus ihrem Schrank genommen, in dem alles ordentlich gebügelt gehangen habe, fügt Regina van Oepen an. Im Gegenzug ist ihr Kleiderschrank aber auch wieder voller geworden, denn sie hat zwei weiße Blusen und ein witziges T-Shirt gefunden.
Sehr gut kommt "Granny´s upcycling corner" bei den Besucherinnen und Besuchern an: Sabine, Josefa und Hilde von der Nähgruppe der Begegnungsstätte haben Nähmaschinen und eine Bügelstation mitgebracht. Sie führen kleine Änderungen aus, wenn etwas nicht hundertprozentig passt. Außerdem bieten sie die Möglichkeit zu "upcyceln": So werden beispielsweise aus alten Jeanshosen stylische Taschen.
Nicht nur Frauen nutzen die Kleidertauschparty. "Ich finde das Angebot klasse. Auch Männer haben Sachen im Schrank, die noch super sind, die sie aber nicht mehr anziehen", bemerkt Heinz, der gerade seine alte Jacke, Sweat- und T-Shirts sowie Hemden unterbringt. Dass für ihn im Sinne des Tauschgedankens nicht so viel da ist, stört den Willicher nicht. "Vielleicht machen beim nächsten Mal mehr Männer mit", sagt er. Im Herbst soll die nächste Kleidertauschparty der youngcaritas stattfinden.