Ein positives Fazit des Jahres 2019 ziehen die Caritas-Vorstände Peter Babinetz (links) und Christian Schrödter.RCV / Balsen
"2019 war ein gutes, spannendes und erfolgreiches Jahr für den regionalen Caritasverband, und 2020 sollte angesichts des 100-jährigen Bestehens der verbandlichen Caritas in der Region noch besser und schöner werden. Dann kam Corona." So beginnen die Caritas-Vorstände Peter Babinetz und Christian Schrödter ihr Vorwort zum Jahresbericht 2019, den sie am Dienstag der Vertreterversammlung des Verbandes vorstellen.
Keine Infektionen mit dem Corona-Virus
Glücklicherweise habe sich in den Einrichtungen des regionalen Caritasverbandes bisher niemand nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, berichtet Peter Babinetz. Dennoch: "Die Belastungen für die von uns betreuten Menschen, ihre Angehörigen sowie unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren und sind enorm."
Viele Wochen lang galt für die vier Tagespflegen sowie die beiden integrativen Kindertagesstätten ein Betretungsverbot; lediglich die erlaubte Notbetreuung konnte stattfinden. Die Bewohnerinnen und Bewohner der drei Altenheime des Verbandes durften wochenlang Besuch nur in Ausnahmefällen und unter strengen Auflagen empfangen. Weitere Einrichtungen des Verbandes, beispielsweise die Begegnungsstätte Schiefbahn oder das Mehrgenerationenhaus Viersen, seien immer noch geschlossen, so Babinetz.
Die Geschäftsstelle im Viersener "Haus der Caritas" war lange für den Publikumsverkehr nicht zugänglich. Zahlreiche Dienste konnten nur eingeschränkt, das heißt überwiegend telefonisch oder auf digitalem Wege, angeboten werden. Die Mitarbeitenden hätten ihr Möglichstes getan, um in dieser schwierigen Situation die Menschen weiterhin zu unterstützen und als Ansprechpartner telefonisch oder per Mail da zu sein, betont Christian Schrödter.
Beispielsweise habe das Trauercafé mehrfach per Videokonferenz stattgefunden, damit trauernde Menschen trotz der Kontaktbeschränkungen eine Möglichkeit hatten, sich auszutauschen. Überhaupt habe der regionale Caritasverband durch Corona einen Digitalisierungsschub erfahren. "Videokonferenzen und Homeoffice-Lösungen wurden stark genutzt und werden in unserer sozialen Arbeit weiter Fuß fassen", sagt Christian Schrödter.
Pandemie hat vielen Senioren sehr zugesetzt
Wie sehr die Zeit der Pandemie vielen älteren Menschen zugesetzt habe, zeige sich jetzt an Gästen der inzwischen wieder geöffneten Tagespflegen. "Unsere Mitarbeitenden berichten, dass sich der Allgemeinzustand vieler Senioren verschlechtert hat und die alten Menschen während der Zeit der Schließung unter Einsamkeit, Isolation und Ängsten gelitten haben", erläutert Christian Schrödter. Auch an anderer Stelle befürchtet er spürbare Auswirkungen der Pandemie: "Wir gehen davon aus, dass mehr Menschen Unterstützung bei unserer Schuldner- und Insolvenzberatung suchen werden."
Die Vorstände bedanken sich ausdrücklich für den Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den vergangenen Monaten. "Trotz Abstandsregelungen sind wir als Dienstgemeinschaft noch enger zusammengewachsen", erklärt Schrödter. Gemeinsam sei es auch geschafft worden, Kurzarbeit zu vermeiden. Die Caritas-Vorstände begrüßen den für Juli in Aussicht gestellten Bonus für Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen: "Die Prämie und auch die zunehmende Wertschätzung in unserer Gesellschaft tun unseren Mitarbeitenden gut."
Verlässlicher Partner
Die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie drängen die positive Bilanz des Jahres 2019 fast in den Hintergrund. "Der Caritasverband unterstützt jeden Tag viele hundert Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Kreis Viersen. Mit unseren mehr als 900 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren wir auch 2019 ein verlässlicher Partner für die Menschen in der Region", sagt Peter Babinetz.
Der 2018 gewählte hauptamtliche Vorstand blickt auf das erste vollständige Jahr unter seiner Verantwortung zurück. Im Führungsteam, zu dem seit Jahren Wirtschafts- und Verwaltungleiter Hubert Selke gehört, gibt es einige neue Gesichter: Mit Verena Daus für die ambulanten und teilstationären Hilfen und Andreas Dinkelmann für die stationären Einrichtungen haben zwei neue Bereichsleitungen im Themenfeld "Alter und Pflege" begonnen. Annika Schuhmacher bereitet sich als Trainee auf die Leitung der Bereiche "Familie und Erziehung" sowie "Caritas in Gemeinden" vor.
Trainee-Programm
"Wir haben ein Trainee-Programm aufgelegt, damit Nachwuchskräfte fit für Leitungspositionen werden", hebt Christian Schrödter hervor. In mehreren Einrichtungen hätten bereits jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Leitung übernommen. Das passt ins Konzept der "lebensphasenorientierten Personalpolitik", mit dem die Caritas auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Mitarbeitenden in verschiedenen Lebensphasen eingehen will. Im Rahmen eines NRW-weiten Pilotprojekts hat der regionale Caritasverband 2019 beispielsweise neue Führungsleitlinien sowie neue Konzepte für die verlässliche Dienstplanung erarbeitet und ein Bonusprogramm für Mitarbeitende eingeführt, die "Caritaler". Damit wird die Bereitschaft von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, kurzfristig am Wochenende einzuspringen und Ersatzdienste zu übernehmen, als eine besondere Leistung honoriert.
Weiterhin hoch ist das Engagement des Caritasverbandes in der Ausbildung: Insgesamt erlernen fast 50 junge Menschen in den verschiedenen Einrichtungen ihren Beruf. Mit Blick auf die neue generalistische Pflege-Ausbildung haben der regionale Caritasverband sowie das Allgemeine Krankenhaus Viersen und das St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln im Dezember 2019 die Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe gegründet. In der neuen Bildungsakademie ging das Fachseminar für Altenpflege der Caritas auf.
Zahlen und Fakten
• Ende 2019 beschäftigte der regionale Caritasverband 571 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 47 Auszubildende.
• 3.719 Patienten wurden im Jahr 2019 von den Mitarbeitenden der sechs Caritas-Pflegestationen und des Ambulanten Palliativpflegerischen Dienstes versorgt. Mehr als die Hälfte von ihnen war älter als 80 Jahre, darunter 571 hochbetagte Frauen und Männer ab 91 Jahren.
• 1.678 Menschen nahmen 2019 die Hilfe der Schuldner- und Insolvenzberatung in Anspruch - gut 200 mehr als im Jahr davor.
• 1.606 Frauen und Männer gehören dem regionalen Caritasverband als persönliche Mitglieder an, viele von ihnen bereits seit Jahrzehnten.
• Im Jahr 2020 blickt die verbandliche Caritas in der Region auf ihr 100-jähriges Bestehen zurück. Jubiläen feiern auch die Caritas-Pflegestation Willich (40 Jahre) und die Tagespflege in Kempen (25 Jahre).