Na, wo ist der Puls? Caritas-Mitarbeiterin Cathy Besener (r.) zeigt Laura und Lina, wo und wie gemessen wird.Caritas / Balsen
"120 zu 60 - das ist super", sagt Caritas-Mitarbeiterin Cathy Besener nach einem Blick auf das Messgerät. Laura lächelt. Die 16-Jährige freut sich nicht nur über ihren gesunden Blutdruck, sondern auch über die Eindrücke aus dem Pflegeberuf, die sie gerade sammelt. Mit 14 Mitschülerinnen und Mitschülern aus der Stufe 10 der Gesamtschule Kempen ist sie zu Gast im Haus der Caritas in Viersen. Hier haben Personalleiterin Leonie Grothe-Jansen und Stephanie Hermanns aus dem Personalmarketing des Caritasverbandes einen Parcours mit verschiedenen kleinen Aufgaben aus dem pflegerischen und kaufmännischen Alltag vorbereitet. Das reicht von Tipps zur Ernährung älterer Menschen bis zum Zusammenstellen eines Angebots für pflegerische Leistungen. Die Caritas ist eine Anlaufstation beim Pilotprojekt "Check In Bustouren".
Vor zwei Minuten sind Laura und ihre Freundin Lina aus der Parallelklasse an der Blutdruck-Messstation von Cathy Besener angekommen, die als stellvertretende Wohnbereichsleiterin im Paulus-Stift des Caritasverbandes fachkundige Tipps gibt: "Den Puls ertastet man beim Anderen nicht mit dem Daumen - dann fühlt man nämlich seinen eigenen", erklärt sie den Schülerinnen, die nun gegenseitig ihren Blutdruck ermitteln. Gar nicht so einfach: "Irgendwie finde ich den Puls bei dir nicht", sagt Lina.
Die beiden Zehntklässlerinnen wissen noch nicht genau, welchen Beruf sie nach dem Schulabschluss im Sommer erlernen wollen. "Auf jeden Fall was Soziales, vielleicht Physiotherapie", meint Laura, und Lina erklärt: "Mein Traumberuf ist Ärztin. Ich gebe Gas, um das zu schaffen." Währenddessen hat Killian in einem Rullstuhl Platz genommen und lässt sich von seinem Klassenkameraden Lucas über einen Slalom-Kurs schieben. Der 16-Jährige weiß ebenfalls noch nicht, welcher Beruf für ihn infrage kommt. Könnte die Pflege etwas für ihn sein? "Das muss ich mir noch überlegen. Aber das hier macht Spaß", sagt er.
Da sind Sofie und Paula schon weiter in ihren Planungen. Beide haben den Pflegeberuf während eines dreiwöchigen Praktikums in einem Altenheim kennengelernt. "Ich finde den Umgang mit den alten Menschen schön. Sie sind sehr dankar, wenn man etwas für sie tut", sagt Sofie, die ab Sommer ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert und danach die Ausbildung zur Pflegefachfrau beginnt. Paula hingegen startet bereits im September mit der Ausbildung.
Was sie dort erwartet, erfahren sie von Sarah Bartelt, die im Paulus-Stift des Caritasverbandes ihren Beruf erlernt. "Wir sind Seelentröster, Friseure, Vertraute und Kinder für die Bewohnerinnen und Bewohner", erklärt sie. Dann demonstrieren sie und Wohnbereichsleiter Sundeep Ghotra den Schülerinnen und Schülern, wie ein im Bett liegender Mensch mithilfe von sogenannten Lagerungskissen "umpositioniert" werden kann - eine alltägliche Aufgabe für Pflegekräfte.
"Die Caritas ist Deutschlands größter sozialer Arbeitgeber", informiert Stephanie Hermanns die Jugendlichen. Und sie räumt auch mit dem Vorurteil auf, in der Pflege werde nicht gut bezahlt. Bereits während der Ausbildung verdienten die angehenden Fachkräfte zwischen 1.300 und 1.500 Euro im Monat. Der Caritasverband für die Region Kempen-Viersen beschäftigt derzeit über 30 Auszubildende. Plätze werden angeboten für angehende Pflegefachkräfte und Pflegefachassistent*innen, Erzieher*innen, Kaufleute im Gesundheitswesen sowie Köchinnen und Köche.