Von der ehrenamtlichen Initiative zum professionellen Wohlfahrtsverband
Am 9. November 1897 gründete der Priester Lorenz Werthmann mit Hilfe vieler Freunde in Köln den "Charitasverband für das katholische Deutschland". Werthmann hatte erkannt, dass die zahlreichen caritativen Gruppierungen und Initiativen effektiver helfen konnten, wenn sie zusammenarbeiteten. In der Tradition Werthmanns stand von Beginn an auch die verbandliche Caritas im Raum Viersen. 1920 wurde - nach achtjähriger Vorbereitung - der Caritasverband in der Stadt Viersen gegründet, um die bereits bestehenden Aktivitäten und Kräfte innerhalb der caritativen Arbeit zu bündeln und zu koordinieren.
Sich der bitteren Not gestellt
Ab Anfang der 30-er Jahre war der Caritasverband auch im Gebiet des damaligen Kreises Kempen-Krefeld aktiv. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurde die Caritas wie überall in Deutschland bedroht und eingeengt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellten sich ehrenamtliche Helfer und Ordensschwestern im Namen der Caritas der bitteren Not im Kreis Kempen-Krefeld. In den Jahren darauf weitete der 1958 ins Vereinsregister eingetragene "Caritas Verband Kreis Kempen-Krefeld" seine Arbeit kontinuierlich aus.
Ende der 60-er Jahre läutete der Caritasverband eine neue Phase in seiner Entwicklung ein: Mit der "Tagesbildungsstätte für geistig behinderte Kinder" in Oedt eröffnete er 1969 seine erste professionell betriebene Einrichtung. 1974 stellte die Caritas die entscheidenden Weichen für ihre Entwicklung zur modernen Wohlfahrtsorganisation: Der inzwischen in Viersen ansässige Verband erhielt einen hauptamtlichen Geschäftsführer, änderte seinen Namen in "Caritasverband für die Region Kempen-Viersen e.V" und gab sich eine neue Satzung. Laien übernahmen nun zunehmend die vorher von Priestern wahrgenommenen Aufgaben in der Führung des Verbandes. Zudem wandelte sich der Verband zu einer breiten Mitgliederorganisation.
Hoher Qualitätsanspruch
Gleichzeitig wurde die verbandliche Caritasarbeit professioneller. Dazu trugen insbesondere die ab 1978 aufgebauten Caritas-Pflegestationen für die ambulante Alten-, Kranken- und Familienpflege bei. In den 80-er und 90-er Jahren erschloss sich der Verband neue Tätigkeitsfelder, beispielsweise in der Betreuung von Kindern, der Pflege von alten Menschen sowie in der Beratung von Krankenhaus-Patienten oder verschuldeter Familien.
Diese Arbeit wird von hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit anerkannten Ausbildungen geleistet. Gleichwohl ist das ehrenamtliche Engagement in den Pfarren und bei der verbandlichen Caritas neben der hauptamtlichen Arbeit nach wie vor eine tragende Säule in der Region. Dies kommt auch in zwei wichtigen Gremien des Caritasverbandes, dem Caritasrat und der Vertreterversammlung, zum Ausdruck.
Um sein Profil als katholischer Wohlfahrtsverband mit hohem Qualitätsanspruch weiter zu schärfen, hat der Caritasverband seine Arbeit in drei große Tätigkeitsbereiche gegliedert: "Familie und Erziehung", "Alter und Pflege" sowie "Caritas in Gemeinden".